7.8.11

Vergessenes Design

Ich bin heute auf etwas interessantes gestoßen. Auf der Suche nach aktuellen Nachrichten zu Drohnen kam ich zu dieser Meldung. Darin geht es um ein Uni-Projekt, dass eine Drohne komplett und in Rekordzeit konstruiert und mit einem 3D-Drucker ausgedruckt, zusammengebaut und getestet hat. In dem zugehörigen Video wurde erwähnt und gezeigt, dass die Konstrukteure ein "geodätisches" Design für den Rumpf gewählt hatten, weil dieser bei geringem Gewicht eine hohe Stabilität gewährleistet. Im Video sieht man auch deutlich, wie ungewöhnlich die Verstärkungen im Inneren des Rumpfes verlaufen.
Darüber wollte ich mehr wissen und so stieß ich auf den englischen Konstrukteur Barnes Wallis, der im zweiten Weltkrieg für Vickers mehrere Flugzeuge mit dieser Rumpfkonstruktion entwickelt hat. Der hat auch noch andere merkwürdige Dinge entwickelt, wie z. B. die "Bouncing Bombs" mit denen im zweiten Weltkrieg in Deutschland zwei Talsperren zerstört wurden. Was ich aber viel interessanter fand, war, dass er eigentlich mit der Konstruktion von Starrluftschiffen, also Zeppelinen angefangen hat. Dort hatte er auch schon mit geodätischen Prinzipen bei der Verspannung des Luftschiffrahmens gearbeitet. Für mich ist das mal wieder ein Hinweis darauf, dass die grundlegenden Innovationen für die Luftfahrzeugkonstruktion aus dem Luftschiffbau kamen. Seien es Materialien (Duraluminium) oder Konstruktionsprinzipien (Leichtbau, Nieten statt Schweißen).
Das geodätische Rumpfdesign jedenfalls ist eine Konstruktionsform, die bei modernen kommerziellen Flugzeugen nicht mehr angewendet wird. Obwohl das Verhältnis von Gewicht zu Stabilität sehr vorteilhaft ist, scheint die Konstruktion selber sehr kompliziert zu sein. Bei den heutigen Passagierflugzeugen ist es wichtig, dass diese über standardisiert herstellbare Rumpfsegmente verfügen. Bei einem geodätischen Design ist das sehr schwierig zu realisieren, denn die Lasten werden hier auf große Teile des Rumpfes abgetragen. Diese Lasten würden wohl über die Segmentgrenzen hinaus gehen und deren Stabilitätsrechnung komplizierter machen. Umso spannender finde ich es, wie mit neuen Fabrikationsmethoden (Lasersintern, Rapid Prototyping etc.) auch solche "vergessenen" Designs wieder entdeckt werden können.