24.5.09

Wahlkampf

Am frühen Sonntag morgen erhielt meine latente Politikverdrossenheit wieder einmal frische Nahrung. Neben den lokalen Scharmützeln um Umzüge diverser Kindergärten und Hortplätze, das im Moment die hiesigen Elternbeirätinnen (ich verwende die weibliche Form, weil in diesen Gremien das männliche Geschlecht traditionell unterbesetzt ist) in die Schützengräben treibt, hat sich beinahe unbemerkt das Standardwahlkampfmedium in unserer ländlichen Gegend an die Straßenränder geschlichen. Die Rede ist vom Plakatständer, der mit Bindedraht an diversen Laternenpfählen befestigt wird. Auf der Vorderseite ringt sich ein mühsam zurechtgeschminkter Parteivertreter ein gequältes Lächeln ab oder simuliert jugendliche Dynamik per über der Schulter getragenem Jackett. Auf der Rückseite zeigte sich heute für mich das wahre Gesicht des Wahlkampfes. Schonungslos und überdeutlich wurde hier klar gemacht: "Wir gehen bis zum Äußersten für den Wahlsieg" Wie ein blutiges Menetekel standen die drei Buchstaben auf die unschuldige Presspappe gemalt. Wer jetzt nicht zur Wahl geht, der hat sich die Konsequenzen selber zuzuschreiben.
Leider konnte ich eine unvorsichtige Bemerkung nicht unterdrücken, weswegen mein Kleiner (hier rechts im Bild) mich schon den ganzen Tag fragt, wo denn dieses Haus der lebenden Leichen eigentlich ist.